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Kunstgegenstände, Ethnografica und Antiken

Den Grundstock für seine Sammlung islamischen Kunsthandwerks legte Max von Oppenheim im Winter 1883, als er in Begleitung seines Onkels Alexander Engels erstmals die asiatische Türkei bereiste. Dem Zeitgeist folgend, richtete er nach der Rückkehr in seiner Wiesbadener Wohnung ein türkisches Zimmer ein – Ausdruck einer Sehnsucht und Orientverklärung, die Ende des 19. Jahrhunderts viele europäische Reisende ergriff; wieder zurück in der Heimat bot das exotische Interieur, oft nur auf ein Zimmer beschränkt, die individuelle Bühne für »orientalische« Imaginationen.

Bild: Festrock aus Dalmatien, 1. Hälfte 19. Jh.

Charakter der Sammlung

Zur vollen Entfaltung kamen Oppenheims Sammelaktivitäten, als er 1896, kurz vor seinem 36. Geburtstag, dem deutschen Generalkonsulat in Kairo zugeteilt wurde. Zuerst intuitiv zusammengetragen, später gezielt und mit Bedacht erweitert und gepflegt, umfasste die Sammlung bald mehr als 8000 Objekte. Diese katalogisierte Kurt Erdmann (1901–1964) auf Bitten Oppenheims 1942 in vier Bänden und versah sie mit einer Kurzbeschreibung. Die einzelnen Kategorien – unter anderem antike Kunstwerke, Keramiken, Gläser, Metallwaren, Waffen, Stoffe, Kostüme, Teppiche, Malerei und Graphik, Buchkunst, Ethnographica, Münzen, Porzellane und abendländische Miniaturen – »spiegeln den Querschnitt des kunsthandwerklichen Angebots auf den orientalischen Märkten der Jahrhundertwende und im Kunsthandel wider« (Andus Emge), offenbaren aber auch Oppenheims methodischen Ansatz und Gesamtblick auf die materielle Kultur der von ihm besuchten Gebiete. Weitere Daten wie Tag der Erwerbung, Provenienz oder Kaufpreis sucht man in den Journalen vergeblich.

Blick in das sog. Goldene Bett-Zimmer, Berlin undatiert
Oberteil eines achämenidischen Tonsarkophags, 5./4. Jh. v. Chr.

Wie beeindruckend die Oppenheim-Sammlung in ihrer Fülle und Darbietung gewirkt haben muss, belegen nicht nur Innenaufnahmen seines Hauses am Bab-el-Louk in Kairo, sondern auch die Ansichten der Berliner Wohnung am Kurfürstendamm 203: In den herrschaftlichen Räumen waren islamische Kunstwerke und Ethnographica so gefällig mit altdeutschem Mobiliar arrangiert, dass der wohnliche Charakter trotz der musealen Inszenierung erhalten blieb. 1926 musste Max von Oppenheim die noble Adresse aus finanziellen Gründen aufgeben und mit dem gesamten Inventar in eine Doppelwohnung am Savignyplatz 6 umziehen. Hier war nicht nur das 1922 gegründete Orient-Forschungs-Institut untergebracht, sondern auch sein Büro, die Bibliothek und Teile seiner Tell Halaf-Sammlung. Während das Tell Halaf-Museum und ausgewählte Zimmer im Direktorialgebäude sorgfältig fotografisch dokumentiert wurden, existieren von den zwölf Räumen am Savignyplatz keine Aufnahmen.

Das Schicksal der Sammlung während des Krieges

In den Jahren nach 1933 hatte sich der Privatgelehrte intensiv darum bemüht, sein Orient-Forschungs-Institut in ein Reichsinstitut umzuwandeln, da drohende Zahlungsunfähigkeit sein Lebenswerk immer stärker bedrohte. Mit der Zunahme der Luftangriffe auf Berlin im Zweiten Weltkrieg stellte sich zudem die Frage, wie die Sachwerte seiner Stiftung, von denen allein die Tell Halaf-Funde auf fünf bis sechs Millionen Reichsmark taxiert wurden, wirksam geschützt werden könnten. Die Verhandlungen waren noch nicht abgeschlossen, als die Stiftungswohnung im August 1943 infolge eines Bombentreffers unbewohnbar wurde. Nach zwei weiteren Einschlägen im November 1943 und Januar 1944 brannte die Ruine am Savignyplatz 6 vollständig aus.

Angesichts der dramatischen Ereignisse erwies es sich für Oppenheims Mitarbeiterstab als immer schwieriger, die in Kisten verpackten Objekte und Akten wirkungsvoll vor Zerstörung, Plünderung oder Beschlagnahme zu bewahren. In diversen Listen hatte Oppenheim noch versucht, den Verbleib des Stiftungseigentums so genau wie möglich zu dokumentieren, um die einzelnen Posten später wieder zusammenführen zu können: So führte das Verzeichnis vom 31. Januar 1946 über ein Dutzend Verbringungsorte auf, darunter das Pergamonmuseum, die Gutshäuser Zettemin in Vorpommern und Mahlsdorf in Brandenburg, aber auch die in New York eingelagerten Gegenstände.

Interieur in Oppenheims Haus, Kairo um 1900
Verzinntes Kupferbecken, Iran, 15. Jh.

»Bitte retten Sie den Rest der Stiftung«

Dem engagierten Einsatz von Werner und Emmy Caskel, Helmuth Scheel, Otto Streu, Walter Andrae und Ernst Kühnel ist es zu verdanken, dass annähernd 2000 Sammlungsgegenstände, etwa 1250 Bücher und Handschriften sowie fast alle Fotoalben gerettet und nach Caskels Berufung auf den Kölner Lehrstuhl für Orientalische Philologie 1949 in die Britische Besatzungszone verlagert werden konnten. Unter dem Vorsitz von Richard Graf Matuschka-Greiffenclau beschloss das Kuratorium der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung auf seiner ersten Sitzung nach Kriegsende am 5. Juli 1949, die geretteten Sammlungsgegenstände der Universität zu Köln bis auf Weiteres leihweise zu überlassen.

Heute wird das Stiftungsgut in verschiedenen Museen und universitären Einrichtungen für die Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung bewahrt, durch Ankäufe erweitert und wissenschaftlich betreut. Die Gesamterschließung ist noch nicht abgeschlossen.