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Sammlung kartographischer Daten

Sein Interesse für die asiatischen Provinzen des Osmanischen Reiches führte Max von Oppenheim nicht selten in abgelegene Regionen, die vor ihm noch kein Europäer betreten hatte. Wie sorgfältig er diese geographischen Erkundungsreisen plante und durchführte, belegt etwa die Zusammensetzung seiner Begleitmannschaft, zu der Sekretäre, Architekten, Fotografen, Beduinenführer und stets bewaffnete Soldaten oder Gendarmen zum Schutz der Karawane gehörten.

Bild: Studien vor dem Aufbruch, Arban 1912

Forschung im Rückblick

Oppenheim beschrieb diese frühen Expeditionen wie folgt: »Auf den Karawanenreisen pflegte ich im Schritt mit Uhr und Kompaß zu reiten, indem ich vom Sattel aus jede, auch die geringste Änderung der Marschroute und alle passierten Örtlichkeiten mit den mutmaßlichen Entfernungen notieren ließ. In der Bestimmung von Entfernungen lernt man sich bald zurechtfinden, abgesehen davon, daß diese mit den Führern zu diskutieren sind. Jeder Aufenthalt, gleichviel ob kurz oder lang, wurde in das im Sattel geführte Tagebuch eingetragen. […]. Bei den Lagerplätzen und unterwegs wurden, möglichst von erhöhten Punkten, Peiltischaufnahmen gemacht, wobei darauf geachtet wurde, daß die Peilungen sich gegenseitig kreuzten, um ein festes Bildnetz zu erzielen. Bei den Peiltischaufnahmen wirkten der arabische Sekretär und die Führer mit. Mit ihrer Hilfe wurden die Orts- und Flurnamen – außer den arabischen auch kurdische und türkische – festgestellt und gleichzeitig, sowohl in arabischer Orthographie wie in französischer Transkription, niedergelegt. Nur auf diese Weise läßt sich bei der Eigenart der arabischen Schrift und dem Abstand zwischen gesprochenem und Schrift-Arabisch die Genauigkeit erzielen, die den bisherigen Karten mangelt; in ihnen sind die Namen oft so entstellt, daß man sie gar nicht wiedererkennen kann.«

Auf Grundlage der Daten, die Oppenheim auf seiner ersten eigenen Expedition 1893 gesammelt hatte, zeichnete Richard Kiepert neue Karten von Syrien und Mesopotamien, die das renommierte Verlagshaus Justus Perthes Gotha veröffentlichte. Der Verlag, seinerzeit führend auf dem Gebiet der Kartographie, unterhielt mit Dr. A. Petermanns Mitteilungen eine der bedeutendsten deutschsprachigen Fachzeitschriften zur Geographie, in der Oppenheim seine Forschungsergebnisse publizierte.

Oppenheims Routenkarte von 1893