Skip to content

Sammlungen

Bereits in seinem Elternhaus wurde die Leidenschaft zum Sammeln bei Max von Oppenheim geweckt. Seine Reisen in den Nahen Osten motivierten ihn zunächst, eine Kollektion kunstgewerblicher Gegenstände aus dem zeitgenössischen Alltagsleben aufzubauen. Mit der Erweiterung seiner Forscherambitionen ging der Ausbau seiner Sammelgebiete einher. Dies spiegelt nicht nur seine wissenschaftliche Interessen wider, sondern unterstreicht auch sein Ziel, möglichst vielfältige Aspekte dieses geographischen und kulturellen Raums durch anschauliche Objekte zu dokumentieren.

Zur Provenienz der Sammlungen

Das Kuratorium der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung nimmt das Positionspapier der Staatlichen Museen zu Berlin zum Umgang mit den archäologischen Sammlungen und ihren Provenienzen (veröffentlicht am 16. Mai 2023) zum Anlass, die Erwerbungsumstände der Denkmäler vom Tell Halaf und der Realiensammlung zu thematisieren.[1]

 

Vorbemerkung: Nach Recherchen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amtes (Berlin) und im Archiv der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung (heute als Depositum im Rheinisch-Westfälischen Wirtschaftsarchiv, Köln, hinterlegt) für die TV-Produktion „Faszination Orient“ ergaben sich 2005 erste Hinweise auf eine Ausfuhr von Grabungsfunden ohne rechtliche Grundlage: Zahlreiche Briefe belegen, dass Max von Oppenheim trotz Kenntnis des osmanischen Antikengesetzes von 1884 und der erweiterten Fassung von 1906 zwischen 1912 und 1914 Steinbildwerke und andere Artefakte (Keramik, Terrakotten etc.) von seiner Grabung am Tell Halaf und von Oberflächenbegehungen in der Region (1911–1913) ohne Genehmigung der osmanischen Antikenverwaltung nach Deutschland verbringen ließ. Unterstützung fand er bei den deutschen Generalkonsulaten in Aleppo und Beirut sowie der deutschen Botschaft in Konstantinopel. In den Abtransport der Altertümer waren auch Ingenieure der Bagdad-Bahn involviert. Nach Ankunft der Fundkisten in Berlin stellten die Königlichen Museen Oppenheims bevollmächtigtem Mitarbeiter, Konrad Lehmann, Unterbringungsmöglichkeiten zur Verfügung. Die größeren Bildwerke aus Stein verblieben am Tell Halaf und wurden am Ende der ersten Grabungskampagne 1913 im dortigen Expeditionshaus eingelagert. Ihr Abtransport war ohne die noch im Bau befindliche Bagdad-Bahn nicht möglich.[2]

 

Welche Beweggründe haben Oppenheim seinerzeit dazu veranlasst, einen Teil seiner Funde ohne rechtliche Grundlage außer Landes zu bringen? Primär ging es ihm darum, seine Funde den Königlichen Museen zu schenken.[3] Daher hatte Oppenheim frühzeitig mit der osmanischen Altertümerverwaltung über eine Fundteilung verhandelt. Dabei berief er sich vergeblich auf das sog. Geheimabkommen von 1899, eine kurze Note Verbale[4] hier in Übersetzung: „Das Auswärtige Amt hat die Ehre, der Botschaft Seiner Majestät des Kaisers von Deutschland mitzuteilen, dass ein Iradé Seiner Kaiserlichen Majestät des Sultans das Berliner Museum ermächtigt, die Hälfte der Antiquitäten, die es durch die genehmigten Forschungen entdeckt, für sich zu behalten und die andere Hälfte der Kaiserlichen Regierung zu überlassen.“ Der Erlass des Sultans widersprach jedoch dem geltenden Antikengesetz und stieß deshalb auf den Widerstand von Hamdi Bey, dem Generaldirektor des Kaiserlich Ottomanischen Museums, und dessen Nachfolger Halil Bey: Oppenheim führte die Ausgrabung weder im Auftrag noch mit Mitteln der Berliner Museen durch. Aus Sicht der osmanischen Antikendirektion handelte es sich demnach um eine private Unternehmung, auf die die Sonderregelung nicht anzuwenden sei. 1913 sah Oppenheim eine Chance, doch noch eine Fundteilung auszuhandeln: Da der Altertümerverwaltung aufgrund außenpolitischer Krisen die finanziellen Mittel fehlten, die Tell Halaf-Funde nach Konstantinopel transportieren zu lassen, bot er die Übernahme der Kosten an. Im Gegenzug forderte er die Überlassung von mindestens einem Drittel der Antiken für Berlin. Nach dem Scheitern der offiziellen Verhandlungen verstärkte er seine Bemühungen, Funde außer Landes zu bringen. Dabei war der Schutz der Denkmäler vor Ort ein mehrfach geäußerter Rechtfertigungsgrund: Bereits nach Oppenheims Abreise 1899 hatten Anwohner einzelne Reliefplatten zertrümmert oder zu Werk- und Bausteinen (sog. Spolien) verarbeitet.[5] In einem Brief an Wilhelm von Bode 13 Jahre später bezweifelte er noch immer, dass die türkische Regierung in der Lage sei, die Denkmäler am Tell Halaf hinreichend zu schützen; bei der geplanten Bebauung des Gebietes müsse man, so Oppenheim, damit rechnen, dass die Steine für die Herstellung von Irrigationswerken und für Hausbauten nachgenutzt würden. Auf diese Gefahr wies er angesichts der Kriegswirren in Südostanatolien auch in einem Brief an Halil Bey vom 20.11.1912 noch einmal eindringlich hin.[6]

 

Laut der Unterlagen im Politischen Archiv des Auswärtigen Amts wurden 1912 zunächst 43 Kisten mit Antiken nach Berlin geschickt, ein Jahr später folgten mindestens 74 Kisten und Kolli[7]. Logistische Unterstützung fand Oppenheim nicht nur bei den deutschen Auslandsvertretungen[8] oder Landsleuten vor Ort, sondern auch durch einheimische Vertraute. Bei Bedarf zahlte er ein Bakschisch und vereinbarte Schlüsselworte (z. B. Wein), sobald eine Sendung sicher das Land verlassen hatte.[9] Organisatorisch notwendige Umverpackungen in Aleppo und damit verbundene wechselnde Signaturen erschwerten es Oppenheim, Kisteninhalte nach deren Ankunft in Berlin mit seinen vielen Listen abzugleichen.[10] Dieser Umstand führt bis heute auch dazu, dass sich viele Fragen zur Objektbiografie nicht mehr beantworten lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass Mitte 1913 auch die Rücktransporte der persönlichen Ausrüstung begannen, so dass eine eindeutige Unterscheidung zwischen Umzugskisten und Kisten mit archäologischen Funden kaum möglich ist. Ein Frachtschiff der Deutschen Levante-Linie mit einem der letzten Transporte wurde nach Kriegsbeginn 1914 vor der Küste Zyperns von der britischen Kriegsmarine aufgebracht; an Bord befanden sich 31 Fundkisten, darunter 14 kleine reliefierte Steinplatten, sog. Orthostaten, die 1920 dem British Museum als Kriegsbeute zum Kauf angeboten wurden.[11] Auf Empfehlung des Kurators E. A. Wallis Budge kaufte das British Museum das Konvolut an.

 

Welches Interesse hatten die Königlichen Museen zu Berlin an den Funden vom Tell Halaf? Die Bildwerke vom Tell Halaf zeichneten sich durch Monumentalität und ein reiches Bildrepertoire aus. Insofern stellten sie für die Vorderasiatische Abteilung eine willkommene Ergänzung zu den Denkmälern aus Zincirli dar, die ab 1888 mit Hilfe des Deutschen Orient-Comitées erworben worden waren. Oppenheims Schenkungsabsicht dürfte die Museen dazu bewogen haben, die illegal nach Berlin verschickten Altertümer in ihren Räumlichkeiten einzulagern.[12] Deshalb wurden auch Kisten direkt an das Kaiser-Friedrich-Museum (heute Bodemuseum) adressiert. Die Museen gingen jedoch noch einen Schritt weiter: Auf Inventarlisten kategorisierten Friedrich Delitzsch, Direktor der Vorderasiatischen Abteilung, und sein Kustos Otto Weber am 6.7.1913 eine Auswahl von Objekten als „wertvoll“ und „besonders wertvoll“ für die künftige Ausstellung und Präsentation.[13]

 

Was geschah mit den am Tell Halaf verbliebenen Großbildwerken? Nach der Auflösung des Osmanischen Reiches und der neuen Grenze zwischen Syrien und der Türkei gehörte die Ruinenstätte Tell Halaf zum französischen Mandatsgebiet Syrien. Für diese Denkmäler stellt sich deshalb der Erwerbungsweg anders dar: 1927 verhandelte Oppenheim mit dem Service des Antiquités de Syrie et Liban in Beirut (1920 gegründet) über die lang erhoffte Fundteilung. Diese wie auch eine zweite Teilungsvereinbarung 1929 erfolgte unter französischer Direktion. Als Gegenleistung hatte Oppenheim auf eigene Kosten das erste Antikenmuseum in Aleppo eingerichtet sowie dem Louvre für die großzügige Unterstützung zwei kleine Reliefplatten überlassen.

 

Wie sind die Erwerbungsumstände rechtlich zu bewerten? Für die Ausfuhr aus dem Osmanischen Reich in den Jahren 1912–1914 gab es keine offizielle Genehmigung. Einer juristischen Einschätzung zufolge sind nach geltendem Recht diese Aneignungskontexte jedoch als verjährt zu betrachten. Die mit der französischen Mandatsverwaltung 1927 und 1929 vereinbarten Fundteilungen basieren zwar auf einer gültigen Rechtsgrundlage, gleichwohl fanden die Verhandlungen unter den Bedingungen der Fremdherrschaft statt und können ggf. kritisch bewertet werden. Erst 1946 ist die Syrisch-Arabische Republik gegründet worden; bei der Abfassung eines neuen Antikengesetzes orientierte man sich an dem osmanischen Antikengesetz. Die Ausfuhr von archäologischen Funden war dementsprechend verboten, allerdings ließ der Wortlaut Ausnahmeregelungen zu: So konnten noch bis zum Ende der 1990er Jahre im Falle von Rettungsgrabungen ausländischen Expeditionen Fundanteile zugesprochen werden.

 

Zum Erwerbungskontext der Oppenheim-Sammlung von Zeugnissen der Alltagskultur und Kunstgegenständen: Max von Oppenheim hat nicht nur Altertümer gesammelt. Über die Grenzen Berlins hinaus waren seine Bibliothek und seine Sammlung islamischer Objekte bekannt, die u. a. Möbel, Textilien, Metallwaren, astronomische Instrumente, Glasgefäße, Musikinstrumente, Porzellan und Handschriften umfasste. Bereits in seiner Wiesbadener Zeit als Referendar hatte Oppenheim ein sog. Orientalisches Zimmer mit Objekten eingerichtet, die er 1883 von seiner ersten Reise nach Kleinasien mitgebracht hatte. Diese Leidenschaft für arabisches Interieur teilte er mit vielen Zeitgenossen des deutschen Bildungsbürgertums. Nach seiner Berufung an das deutsche Generalkonsulat in Kairo sammelte er gezielter, wie die zahlreichen Fotografien seines Hauses am Bab el-Louk belegen. Als Oppenheim 1910 nach Berlin umzog, behielt er seinen Einrichtungsstil bei, so gab es in der Wohnung am Kurfürstendamm wieder entsprechende Zimmerfluchten.

 

Erste Bestandsaufnahmen zu den Erwerbungsumständen der ethnographischen Sammlung haben gezeigt, dass der Forschung hier Grenzen gesetzt sind. Für die meisten Objekte liegen keine detaillierten Angaben zur Herkunft vor. Deshalb gestaltet sich eine Überprüfung der Erwerbungskontexte nach heutigen Kriterien der Provenienzforschung schwierig bis unmöglich.  Bekannt ist bisher, dass Oppenheim selbst auf Basaren gekauft oder Mittelsleuten gezielte Suchaufträge erteilt hatte. Seinen Sprachkenntnissen und seiner Vertrautheit mit den landesüblichen Sitten verdankte er seinen besonderen Zugang zu den arabischen Eliten; zu Beginn des 20. Jahrhunderts ersetzten viele dieser Familien ihr traditionelles Interieur durch moderne Einrichtungen, wodurch es Oppenheim gelang, ganze Inventare zu erwerben, die seinerzeit lokal nicht mehr geschätzt wurden, aber noch kein museales Interesse gefunden hatten.[14] Anhand der erhaltenen Inventare lässt sich sagen, dass die Sammlung vor dem Zweiten Weltkrieg etwa 8.000 Objekte umfasste. Der größte Teil wurde bei der Bombardierung des Tell Halaf-Museums und der Stiftungswohnung am Savignyplatz zerstört.

 

Gut 1.500 Objekte konnten gerettet und von dem damaligen Beauftragten der Oppenheim-Stiftung nach Köln gebracht werden. Seit Anfang der 1990er-Jahre wird das ethnographische Sammlungsgut im Rautenstrauch-Joest-Museum (RJM) verwahrt.[15] Kleinere Bestände, deren Eigentümerin die Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung ist, befinden sich in folgenden Einrichtungen und Instituten:

 

  • Universität zu Köln, Institut für Sprachen und Kulturen der islamisch geprägten Welt: Stiftungsbibliothek mit ca. 3.500 Bänden[16] sowie Archivalien, Pläne und Karten;
  • Universität zu Köln, Archäologisches Institut: Antiken und Ägyptica[17];
  • Staatsbibliothek zu Berlin – Preußischer Kulturbesitz: 362 Objekte der Handschriftensammlung (Kodizes, Einzelblätter und Fragmente) sowie 47 islamische Bucheinbände;
  • Stiftung Rheinisch-Westfälisches Wirtschaftsarchiv, Köln: Archivalien, Pläne und Karten.

 

In den 1960er und frühen 1970er-Jahren konnte die Oppenheim-Stiftung die Handschriftensammlung durch neue Ankäufe erheblich erweitern: So verkaufte der Islamwissenschaftler Abdoldjavad Falaturi (1926–1996) eine größere Zahl von Handschriften, die er selbst im iranischen Buchhandel erworben und nach Deutschland mitgebracht hatte, teils an die Stiftung, teils an das Orientalische Seminar der Universität zu Köln. Dieser Prozess lässt sich anhand der Übersichten, die Falaturi zur Abrechnung erstellt hatte, sowie der Inventarbücher rekonstruieren: Demnach hat die Stiftung letztmalig 1973 Handschriften gekauft, das Seminar letztmalig Anfang 1975. Beide Erwerbungen fanden somit vor der Ratifizierung der „Convention on the Means of Prohibiting and Preventing the Illicit Import, Export and Transfer of Ownership of Cultural Property“ der UNESCO durch Deutschland (2007) und auch den lran (Mai 1975) statt.

 

Zum heutigen Umgang der Oppenheim-Stiftung mit ihrem Erbe: Bis zum Ausbruch des Bürgerkrieges in Syrien 2011 gab es eine enge Zusammenarbeit der Stiftung und ihrer Kuratoriumsmitglieder mit der Direction Générale des Antiquités et Musées Damas (DGAM) auf dem Gebiet der Feldforschung, der Restaurierung und musealen Präsentation. An dieser Stelle sollen zwei Projekte mit dem Nationalmuseum Aleppo besondere Erwähnung finden:

In Absprache mit der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung erhielt das Nationalmuseum 2004 und 2007 eine größere Zahl von Steinfragmenten zurück: 1927 im Rahmen der Fundteilung nach Berlin gelangt, konnten diese Bruchstücke erst während der Restaurierungsarbeiten in Berlin den in Aleppo verbliebenen Bildwerken zweifelsfrei zugeordnet werden. Da zur gleichen Zeit die syrisch-deutschen Ausgrabungen am Tell Halaf stattfanden, konnte die Grabungsrestauratorin die Bildwerke in Aleppo noch in der laufenden Kampagne vervollständigen.[18] Im Jahr darauf finanzierte das Auswärtige Amt, Referat Kulturerhalt, auf Initiative des Vorderasiatischen Museums und der Stiftung die Neugestaltung der Tell Halaf-Ausstellung.

Vertreter der DGAM und der syrischen Botschaft in Berlin besuchten mehrmals die Restaurierungswerkstatt in Berlin-Friedrichshagen, wo die Tell Halaf-Bildwerke von 2001–2010 restauriert worden sind. Anlässlich der Ausstellungseröffnung „Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf“ am 27.1.2011 würdigte der damalige syrische Kulturminister, Riad Ismat, „die langjährigen syrisch-deutschen Beziehungen auf dem Gebiet der Altertumswissenschaften und Ausgrabungen.“[19]

Die Pflege, Erforschung und Präsentation ihrer Sammlungsbestände ist für die Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung auch nach der Beendigung des Restaurierungsprojektes und der Einstellung der Ausgrabungen eine wichtige Verpflichtung.

Ein weiteres Betätigungsfeld ist die Wissensvermittlung zu kulturhistorischen und politischen Entwicklungen in der Region. Hier sieht sich die Stiftung in der Tradition ihres Gründers, durch eine Veranstaltungsreihe das gegenseitige Verständnis zu fördern. Seit 2016 wurden drei Kolloquien mit internationaler Beteiligung durchgeführt, deren Beiträge in der Reihe Schriften der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung publiziert wurden und werden.[20]

Das Kuratorium der Oppenheim-Stiftung möchte die langjährige konstruktive Zusammenarbeit mit der DGAM fortsetzen, sobald die politischen Verhältnisse dies ermöglichen. Die Unterstützung syrischer Initiativen zur Pflege und Bewahrung ihres kulturellen Erbes spielen dabei eine genauso große Rolle wie Fragen der Provenienz.

Archivalien:

Politisches Archiv des Auswärtigen Amtes, Berlin (PA AA)

  • PA AA Konsulat Aleppo 6/1
  • PA AA Konsulat Beirut
  • PA AA, RAV Konstantinopel, Bd. 422

Zentralarchiv der Staatlichen Museen, Preußischer Kulturbesitz, Berlin

  • SMB-ZA, I/VAM 052, Allgemeiner Schriftwechsel, Deutsche Orientgesellschaft, Ausgrabungen N–Z, 1895–1926
  • SMB Zentralarchiv I/VAM 266 Schriftwechsel von Max Freiherr von Oppenheim mit der K.K. Regierung in Berlin zu den Ausgrabungen in Tell Halaf 1911–1912
  • SMB-ZA, I/VAM 267, Schriftwechsel von Max Freiherr von Oppenheim mit dem Archäologen Theodor Wiegand zu Ausgrabungen in Tell Halaf 1909–1912

Zu den Primärquellen siehe auch die Links auf der Homepage der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung: https://max-von-oppenheim.foundation/stiftung/links-zu-archiven/

 

Literatur:

 

Al-Maqdissi 2008

Al-Maqdissi, M., Pionniers et protagonistes de l’archéologie syrienne 1860–1960. D’Ernest à Sélim Abdulhak, edité par Michel Al-Maqdissi, Documents d’Archéologie Syrienne XIV, Damas.

 

Brockschmidt 2011

Brockschmidt, R., Diplomatische Götter. Die Wiege der Menschheit: Interview mit dem syrischen Kulturminister Riad Ismat zur Tell Halaf-Schau auf der Museumsinsel, in: Tagesspiegel vom 2.2.2011, Auflage 153734, 23.

 

Cholidis 2010a

Cholidis, N., Der Westpalast, in: N. Cholidis und L. Martin (Hrsg.) Tell Halaf. Im Krieg zerstörte Denkmäler und ihre Restaurierung, Berlin, New York, 69–195, insb. 70–81.

 

Cholidis 2010b

Cholidis, N., Appendix I: Standortübersicht der kleinen Orthostaten, in: N. Cholidis und L. Martin (Hrsg.) Tell Halaf. Im Krieg zerstörte Denkmäler und ihre Restaurierung, Berlin, New York, 364–375.

 

Cholidis und Martin 2010

Cholidis, N. und Martin, L., Einführung und Überblick, in: N. Cholidis und L. Martin (Hrsg.), Tell Halaf. Im Krieg zerstörte Denkmäler und ihre Restaurierung, Tell Halaf V, Berlin und New York, 1–15.

 

Cholidis und Martin 2013

Cholidis, N. und Martin, L. „Hoffentlich wird ihm bald eine bessere, würdigere Aufnahmestätte zuteil, …“ – Das Tell Halaf-Museum als Spielball privater und öffentlicher Interessen, in: Zwischen Politik und Kunst. Die Staatlichen Museen zu Berlin in der Zeit des Nationalsozialismus, hrsg. v. Jörn Grabowski und Petra Winter, Köln/Weimar/Wien, 331–349.

 

Crüsemann 2000

Crüsemann, N., Vom Zweistromland zum Kupfergraben. Vorgeschichte und Entstehungsjahre (1899–1918) der Vorderasiatischen Abteilung der Berliner Museen vor fach- und kulturpolitischen Hintergründen, Jahrbuch der Berliner Museen 42. Band, Beiheft.

 

Dubiel und Martin 2004

Dubiel, U. und Martin, L., Stierskulptur aus Aleppo in Berlin – Bildwerke vom Tell Halaf werden restauriert, in: Antike Welt 3, 40–43.

 

Emge 1995

Emge, A., Nach „Tausend und einer Nacht“. Die Orientalische Sammlung des Barons Max von Oppenheim im Rautenstrauch-Joest-Museum für Völkerkunde, in: Kölner Museums-Bulletin Bd. 1.

 

Fless 1997

Fless, Friederike, Die Antiken der Sammlung Max Freiherr von Oppenheim im Archäologischen Institut der Universität zu Köln, in: Kölner Jahrbuch 30, 21–143.

 

Kröger 2011

Kröger, M., „Alles dies bitte vertraulich“ – Max von Oppenheim und Walter Rössler, in: N. Cholidis und L. Martin (Hrsg.), Die geretteten Götter aus dem Palast vom Tell Halaf, Regensburg, 163–168.

 

Neyses 2020

Neyses, J. (Hrsg.), Verfassungskonzeptionen zwischen Orient und Okzident. Interkultureller Dialog und Rechtsvergleichung, Schriften der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung 20, Wiesbaden.

 

Wilhelm 2018

Wilhelm, G. (Hrsg.), Die Beduinen. Stammesgesellschaften und Nomadismus im Nahen Osten, Schriften der Max Freiherr von Oppenheim-Stiftung 19, Wiesbaden.

 

[1]file://///pk.de/home/smb/mmnadcho/Downloads/Positionspapier_archaeolog_Provenienzen_FIN_DE.pdf (Zugriff am 2.10.2023)

[2] Brief Max von Oppenheims an Kaiser Wilhelm II., 3.4.1914 (SMB-ZA, I/VAM 052, Bl. 34–38).

[3] Brief Max von Oppenheims an Theodor Wiegand, 19.10.1910 (SMB-ZA, I/VAM 267, Bl. 41).

[4] Zum Kontext siehe Crüsemann 2000: 117–119; eine knappe Woche später wurde noch eine Verbalnote zur Geheimhaltung verfasst; in Umschrift veröffentlicht bei Crüsemann 2000: 278.

[5] Cholidis 2010a: 70–81.

[6] Brief Max von Oppenheims an den Generaldirektor der Königlichen Museen zu Berlin, Wilhelm Bode, 24.2.1912, hier ein Auszug: „Zunächst würden die Bewohner von Ras el ʿAin selber, die Tschetschen, zweifellos nach meiner Abreise nach und nach alles zerschlagen, wie sie dies bereits 1899 gemacht haben. Die besten Absichten der Regierung würden, wie ich glaube, in dieser Beziehung wenig daran ändern, da eine Kontrolle doch sehr bald erschlaffen würde. Bei der später zu erwartenden gesteigerten Bebauung unserer Gegend würden die Steine des Tell Halaf wertvolles Material für Herstellung von Irrigationswerken am Chabur für Hausbauten usw. werden, hierfür sind die von den Tschetschen ausgegrabenen Steine schon benutzt worden“ (SMB Zentralarchiv I/VAM 266, Bl. 30–31); Brief Max von Oppenheims an Halil Bey, 20.11.1912 (SMB-ZA, I/VAM 052, Bl. 5–7).

[7] Kolli ist die internationale Bezeichnung für Frachtstücke oder Warenballen.

[8] Zum Beispiel Kröger 2011: 166–168.

[9] Brief Max von Oppenheims an Heinrich Bergfeld, zu der Zeit kommissarischer Leiter des Konsulats in Aleppo, 30.1.1913 (PA AA, Aleppo 6/1); Codewörter sind „Wein“ oder „Bücher“ für Antiken. Zu gezahlten Handgeldern siehe z. B. den Durchschlag eines Briefes von Oppenheim an einen Ingenieur der Bagdad-Bahn, der dem Brief vom 27.7.1914 an Walter Rössler, Konsulat Aleppo, beigefügt war (PA AA, Aleppo 6/1).

[10] Oppenheim scheute sich aber auch nicht, größere Kisten aufzulösen und deren Inhalt in kleineren Päckchen per Post zu versenden, um eine Prüfung durch den Zoll zu umgehen.

[11] Cholidis 2010b: 367–368.

[12] Cholidis und Martin 2013: 333–334.

[13] II. Liste der von Herrn Geheimrat Delitzsch und Prof. Weber als wertvoll und besonders wertvoll bezeichneten Steinbilder vom Tell Halaf, 6.VI.13 (Kopie im Archiv des Vorderasiatischen Museums).

[14] Die meisten dieser Objekte galten nicht als ‚antik‘, wobei in der Gesetzgebung von 1906, die auch islamische Objekte schützte, nicht definiert wurde, was antik ist. Nach heutiger Museumspraxis sind dies 200 Jahre. Anfang des 20. Jahrhunderts konnten Objekte des 18./19. Jahrhunderts rechtmäßig ausgeführt werden, ab 1906 nicht mehr ältere Stücke.

[15] Emge 1995, 28–36.

[16] Die archäologische Fachliteratur wurde 1996 dem Arbeitsbereich Vorderasiatische Archäologie der Johannes Gutenberg-Universität Mainz als Dauerleihgabe zur Verfügung gestellt.

[17] Hierzu Fless 1997.

[18] Zum Beispiel Cholidis und Martin 2010, 11–12, Abb. I.10–I.12. Zur Restaurierung der Stierbasis für das Nationalmuseum Aleppo siehe: Dubiel und Martin 2004, 40–43.

[19] Brockschmidt 2011: 23. In der Sonderausstellung „Pionniers et protagonistes de l’archéologie syrienne 1860–1960“, die der damalige Direktor für Ausgrabungen, Michele Al-Maqdissi, kuratierte, wurden auch die Aktivitäten und Leistungen von Max von Oppenheim gewürdigt. Al-Maqdissi 2008.

[20] Wilhelm 2018; Neyses 2020. Die Publikation des 3. Kolloquiums „Herrschaftsformen und Partizipation. 4000 Jahre Kulturgeschichte des Orients“ ist in Vorbereitung.

Sammlerpersönlichkeit

Bereits in seinem Elternhaus wurde die Leidenschaft zum Sammeln bei Max von Oppenheim geweckt. Seine Reisen in den Nahen Osten motivierten ihn zunächst, eine Kollektion kunstgewerblicher Gegenstände aus dem zeitgenössischen Alltagsleben aufzubauen. Mit der Erweiterung seiner Forscherambitionen ging der Ausbau seiner Sammelgebiete einher. Dies spiegelt nicht nur seine wissenschaftliche Interessen wider, sondern unterstreicht auch sein Ziel, möglichst vielfältige Aspekte dieses geographischen und kulturellen Raums durch anschauliche Objekte zu dokumentieren.

Bibliothek

Mit über 42.000 Bänden gehörte die Oppenheim-Bibliothek zu den größten Fachbibliotheken ihrer Zeit. Ihr Umfang spiegelt nicht nur eine Jahrzehnte währende bibliophile Sammelleidenschaft wider, sie steht auch für Oppenheims Anspruch, einzelne Sachthemen möglichst umfassend durch Monographien, Periodika, Kartenwerke oder Presseerzeugnisse abzudecken.

Fotosammlung

Der fotografische Nachlass Max von Oppenheims umfasst etwa 13.000 Schwarz-Weiß-Fotos, die digitalisiert und über die Bilddatenbank Arachne online verfügbar sind. Gegliedert nach Reisen, Ausgrabungen, Tell Halaf-Museum und Sonstiges können die Bilder auch ohne vorherige Anmeldung eingesehen werden.

Handschriftensammlung

Als europäischer Sammler islamischer Handschriften steht Max von Oppenheim in einer Tradition, die bis in das 17. Jahrhundert zurückreicht. Seitdem trugen Gelehrte, Reisende, Diplomaten und Kolonialbeamte Schätze der islamischen Literatur zusammen und legten damit den Grundstock für die heutigen Bestände islamischer Handschriften in zahlreichen privaten und öffentlichen Bibliotheken Europas.

Kartographische Daten

Sein Interesse für die asiatischen Provinzen des Osmanischen Reiches führte Max von Oppenheim nicht selten in abgelegene Regionen, die vor ihm noch kein Europäer betreten hatte. Wie sorgfältig er diese geographischen Erkundungsreisen plante und durchführte, belegt etwa die Zusammensetzung seiner Begleitmannschaft, zu der Sekretäre, Architekten, Fotografen, Beduinenführer und stets bewaffnete Soldaten oder Gendarmen zum Schutz der Karawane gehörten.

Phonogramme

Max von Oppenheims Liebe zur Musik wurde schon früh durch seine Eltern geweckt; musikalische Soireen und Hausmusikabende im geselligen Kreis, wie sie das Bildungsbürgertum des 19. Jahrhunderts pflegte, fanden regelmäßig im gastfreundlichen Elternhaus statt. In seiner Berliner Wohnung am Kurfürstendamm stand ein Flügel, der dem Musik-Salon im barock-orientalischen Stil seinen Namen gab. 

Naturwissenschaft

Das zielgerichtete Sammeln und Präparieren von zoologischen, botanischen und mineralogischen Proben war für viele europäische Forschungsreisende und Gelehrte des 18. und 19. Jahrhunderts ein wichtiger Aspekt ihrer Erkundungen. Auch Max von Oppenheim wollte seinen Beitrag zur akademischen Erforschung der Welt leisten.

Kunstgegenstände ...

Den Grundstock für seine Sammlung islamischen Kunsthandwerks legte Max von Oppenheim im Winter 1883, als er in Begleitung seines Onkels Alexander Engels erstmals die asiatische Türkei bereiste.

Steinbilder

Von den folgenschwersten Luftangriffen auf Berlin im November 1943 waren auch die Ausstellungshalle des Tell Halaf-Museums und das Direktorialgebäude betroffen. In dem durch eine Phosphorbombe ausgelösten Feuer gingen alle Exponate aus Kalkstein, viele Kleinfunde sowie die monumentalen Gipsrekonstruktionen und Teile der islamischen Sammlung verloren, während die Basaltskulpturen schwer geschädigt wurden.